Heute mal kein neuer, sondern ein alter Film als Empfehlung: »Trafic – Tati im Stoßverkehr« von Jacques Tati. Der französische Slapstick-Pantomime, Drehbuchautor und Regisseur drehte die Filmkomödie im Jahr 1970. Zentrale Figur ist der liebenswerte und tollpatschige Monsieur Hulot: ein schlaksiger Mann mit Trenchcoat, Hut und Ringelsocken, der von Tati selbst gespielt wird.
Hulot ist Angestellter des Pariser Autoherstellers ALTRA und soll zusammen mit ein paar Kollegen ein neues Campingmobil zur Internationalen Autoausstellung nach Amsterdam überführen. Begleitet werden sie von einer jungen PR-Agentin, die den mit allen Raffinessen ausgestatteten Camper in Szene setzen soll. Was zunächst nach einer einfachen Fahrt auf der Autobahn klingt, wird schnell zu einer abenteuerlichen Reise mit allerlei Unfällen, Pannen und Missverständnissen.
Einmal braust die vorausfahrende PR-Kollegin mit ihrem Cabrio ganz dicht an einem Verkehrspolizisten auf einer Kreuzung vorbei. Der dreht sich mehrmals um die eigene Achse und rudert dabei wild mit den Armen, um das Gleichgewicht wiederzugewinnen: was zu einer Massenkarambolage führt. Anschließend steigen alle aus ihren zerbeulten Autos aus und suchen mithilfe von Monsieur Hulot, der aufgeregt durch die Gegend stolpert, die abgefallenen Teile zusammen.
Die vollmundigen Versprechen des Autos werden in »Trafic« überzeichnet: Geschwindigkeit, Flexibilität und natürlich die vielbeschworene Freiheit. Es geschehen nicht nur Pannen und Unfälle, auch müssen die Menschen in ihren Autos immer und immer wieder warten, vor Tankstellen, in verstopften Straßen, an Werkstätten, beim Grenzübertritt. So zeigt »Trafic« eine Welt, die für das Auto gemacht ist, in der die Menschen auf Rang zwei verwiesen werden. In seinen Filmen kommt Jacques Tati stets auf das moderne Leben und seine Technisierung zu sprechen. Die Menschen und die von ihnen geschaffene Welt treten dabei in groteske Konflikte. In »Trafic« wird der Straßenverkehr zum Spiegel der Gesellschaft und zeigt satirisch, was die Menschen antreibt, warum sie sich so verhalten wie sie sich verhalten; und das nie in einer sarkastischen oder gar bösen Weise, sondern mit einem freundlichen Blick auf die Absurditäten des Alltags. Ein großartiger Film!
Trafic – Tati im Stoßverkehr
Regie: Jacques Tati
Besetzung: Jacques Tati, Maria Kimberly, Marcel Fraval, Honoré Bostel, François Maisongrosse
Länge: 97 Minuten
Land/Jahr: Frankreich 1971
Zuerst veröffentlicht in: Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin, Freunde und Förderer des Deutschen Technikmuseums Berlin e.V. (Hrsg.): Deutsches Technikmuseum Berlin, Heft 2, Berlin 2021.